An alle, die an den Weihnachtsmann und das Christkind glauben

Das Christkind ist lieb und mag Geschenke bringen, aber in der Öffentlichkeit ist es nur schwer einsetzbar und grenzt ein wenig an Kitsch.

ich weiß nicht ob dieser Brief an viele Haushalte zugestellt wird. Da wir den Adressatenkreis ausgeweitet haben, steigen die Chancen. Das Christkind ist lieb und mag Geschenke bringen, aber in der Öffentlichkeit ist es nur schwer einsetzbar und grenzt ein wenig an Kitsch. Für Kinderträume da ist es gut das Engelshaar am Fenster. Ich dagegen, ich bin handfest. Ich muss ja nicht mit dem Schlitten kommen. Alles Schlechte kommt aus Amerika, ach dieser Aberglaube, der will einfach nicht aussterben. Aber lassen wir das.

Ich möchte heute von zwei Erlebnissen berichten, die mich zuversichtlich stimmen, dass es uns beide gibt und dass viele an uns glauben, auch wenn sie schon alt sind. In Zeiten wie diesen ist vieles in Bewegung. So kann es vorkommen, dass der Nikolaus und der Weihnachtsmann auftauchen. Ein Job genügt nicht mehr zum Überleben. So bin ich diesmal auch gleich zwei Mal in meinem Kostüm unterwegs gewesen.

Ich bin am 6. Dezember durch die Volkshochschule gegangen und habe an die Klassentüren geklopft. Also nicht irgendwie, sondern richtig. Drei Mal habe ich laut geklopft und dann die Tür nicht sofort aufgemacht. Ich habe gewartet und gelauscht. In jedem Raum hat mindestens eine Stimme gesagt. „Der Nikolaus.“ Ist das nicht schön, ein einfaches Klopfen genügt und schon werde ich herbeigerufen. Manche habe zwar gemeint: „Der Krampus.“ Haben die Menschen, die Krampus sagen, wenn sie ein heftiges Klopfen rund um den 6. Dezember hören, ein schlechtes Gewissen? Das weiß ich natürlich nicht, aber in jedem Raum hat zumindest ein Erwachsener „Nikolaus oder Weihnachtsmann“ gesagt. Das ist doch schön. Das baut mich auf.

Und dann vor wenigen Tagen bin ich wieder, wie jedes Jahr auf meiner Tour gewesen durch die Geriatriezentren der Stadt Wien. Was ich dort verteile werden sie fragen, denn sie glauben ja nicht wirklich an mich und woher sollte ich denn Geschenke haben? Aber ich hatte zwei riesige Säcke voll und einige kleinere Säcke dazu. Es waren fast 500 kleine Geschenke, kunstvoll eingepackt. Es gibt eben nicht nur ein Christkind, es gib viele Christkindln.

In der VHS Hietzing werden die KundInnen immer gebeten, Geschenke für die BewohnerInnen in den Geriatriezentren zu spenden. Die VHS organisiert auch für die ganz alten Menschen Bildung, Malkurse, Keramik, Märchengruppen, Singkreise und Sitztanz. Die BewohnerInnen lieben diese Abwechslung.
Und so kann ich reichbeschenkt diese Geschenke verteilen. Das macht Freude und die Menschen freuen sich.

Natürlich stimmt mich dieser Besuch auch immer wieder traurig, heute würde man sagen depressiv und am Abend brauche ich dann ein, zwei Gläser Rotwein, auch ich. Es ist traurig zu sehen, wie Leute alt und gebrechlich werden. Eines kann ich aber sagen, wenn ich einmal so alt werden sollte, dass ich in ein Heim komme, mir als Weihnachtsmann kann das ja nicht passieren, aber wenn – wer weiß – natürlich ist ein Heim nicht der Ort der Träume, aber wenn , dann sollte es ein Geriatriezentrum in Wien sein.

Manche werden jetzt sagen. Ach dieser Weihnachtmann ist gekauft, trägt einen roten Mantel, ist doch klar. Aber hier geht es mir nicht um Politik, hier geht es um Menschlichkeit. „Auch das noch!“ höre ich jetzt manche sagen. Aber lassen Sie mich aussprechen. Wenn ich ein hohes Lied anstimmen könnte, von dem ich hoffe, dass es viele hören, ich würde das Lied all denen widmen, die zum Beispiel im GZW in Meidling arbeiten, so liebevoll wie hier mit den BewohnerInnen umgegangen wird, das ist wirklich unglaublich. Nicht nur wenn ich komme, denn ich merke das, ich habe ein Gespür dafür. Das hat mich gefreut.
Nächstes Jahr hoffe ich wieder zu kommen wenn unsere Christkinder uns wieder beschenken. So möchte ich mich für heuer verabschieden. Ich habe meine Arbeit getan, am 24. kommt wieder das Christkind. Danke allen die mir geholfen haben!

Euer Weihnachtsmann