Nahversorger

Wikileaks, Lohengrin und andere Mischwesen

Robert Streiben schreibt über das Frageverbot und seine Konsequenzen.

"In einem Land unsagbar unseren Blicken"*. Mit diesem satten Tenorstück glaube ich die Spuren verwischen zu können, keine Frage ein mythologischer Versuch. Ob dies glückt, mit oder ohne Schwan, da habe ich meine Zweifel. Aber da ich ein Getriebener bin und für eine Pointe, eine Geschichte die Großmutter verraten würde, das kann ich nur sagen, weil diese nicht mehr am Leben sind, muss ich gegen jede Regel verstoßen und diesen Versuch starten.

"In einem Land unsagbar unseren Blicken." Im Leben abseits der Mythologie und der Helden gibt es neben dem Verbot Fragen zu stellen auch jenes Dokumente weiterzugeben auch wenn sie von Zuständen, zu berichten, die Verbrechen sind oder bloß von praktizierter Dummheit. Menschen wie Bradley Manning werden nicht geschätzt. Die Dämme müssen geschlossen werden wie die Türen. Keine Chance für das große und das kleine Wikileaks. Wer dagegen verstößt, dem droht Verbannung, Entlassung, in ganz schweren Fällen Haft, 23 Stunden Licht, da wacht der Friedensnobelpreis darüber. Manche möchten für die, die sich nicht daran halten die Todesstrafe vollzogen sehen.

Ob die, die gegen das Fragenstellen sind, mehr oder weniger mit einander verwandt sind? In der großen mythologischen Erzählung muss das so sein, Kinder einer Mutter, gesäugt mit der Milch der besonderen Denkungsart, eines Geistes Sinnes, klein beginnen sie und am Ende schütteln sich Barak und Wladimir die Hände, im Saal sind tausende Abgesandte aus allen Herren Ländern, aus Ost und West, von allen Firmen, sie namentlich aufzuzählen ist unmöglich und würde überdies möglicherweise Gefahren nach sich ziehen.

Das Land und die Akteure sind also in einem fernen Land, inklusive der Wiesen, Flüsse und der Betriebe, seien es nun Banken und andere Betriebe. In einem Land unsagbar unseren Blicken. Aber die Kunde dringt zu uns, mitten ins Wohnzimmer in die Küchen, in die Abendgespräche, unablässig.

Dieser Lohengrin hat mehr mit uns zu tun als wir glauben, nicht wegen des Schwans als Fortbewegungsmittel, aber das Frageverbot, das kennen wir doch. Keine Fragen stellen heißt es für die Angetraute Elsa. Keine Fragen stellen heisst es für die Beschäftigten. Die, die uns helfen, die uns durch die schwierigen Situationen bringen, die, die die Lösungen haben, die wollen nicht hinterfragt werden. Wer trotzdem fragt, der hat verspielt. Das kommt uns doch bekannt vor, das ist der rote Faden unserer Abendgespräche.

Die Retter, die gerufen werden, wissen wie es geht. Es gab vielleicht ein Mal eine Zeit, als Ideen, Konzepte und Ideologien umgesetzt wurden, dies hat oft nicht die gewünschte Wirkung gebracht, daher sind neue Helden von Nöten Helden, die Ideen leibhaftig verkörpern. Der lebende Neoliberalismus auf zwei Beinen, der Leistungsauftrag in Jeans, der Kalkulationsdruck im dunklen Leinenanzug und... Was waren das für Zeiten, als wir glaubten es gäbe Charaktermasken. "Privat ist er ein feiner Mensch und kunstsinnig"

Wir leben in einer Welt der Diversität. Gefürchtete mythologische Gestalten waren früher Mischwesen halb Tier halb Mensch, Pferd, Katzen oder Vögel mit Menschen geklont, auf alle Fälle waren sie schwer zu bezwingen und überaus gefährlich. Die neuen Mischwesen, die unter uns leben, leben ihre Ideen. Gemeinsam verlangen sie von denen, zu denen sie kommen nur eines: Keine Fragen zu stellen. Aber da dies nicht immer genügt, wollen sie die Menschen formen. Wordings sind gefragt, damit das Gespräch mit den KundInnen nicht in falsche Bahnen kommt. "Haben Sie schon den nächsten Urlaub gebucht?"

Manchen Firmen genügen die (ein)gelernten Sätze nicht mehr, die wollen mehr, die wollen ihre MitarbeiterInnen bis in die Fingerspitzen und Arme beherrschen. "Vier Dinge hätten wir ihnen anzubieten" und dabei soll mit einer schwungvollen Bewegung eine vier gezeigt werden.

Die satte Tenorstimme singt: Nie sollst Du mich befragen. Und im Hintergrund geht mit dem neuen Arbeitstag die Sonne auf oder ist es bloß die große Lüge unserer Zeit: das Leitbild, das über allem schwebt, allmächtig glänzend und am Abend legt sich der Zertifikatstau über alles. Eine schöne Idylle, mit ohne Schwan.

* Diese freie Interpretatiom ist der Tatsache geschuldet, dass das worüber wir nicht reden können wir schweigen sollen.

Robert Streibel, Historiker, Publizist, Direktor der Volkshochschule Hietzing

Kinder-Sommercamp 2024

Schnapser-Turnier

50% Sale

von: Schmuckdesign Petra Exenberger


Wir schließen... ab sofort gibts einen -50% Abverkauf auf ALLE Schmuckstücke

Über uns




Kennen Sie schon....?

Hietzinger Highlights per E-Mail:
Langeweile war gestern!

Unsere No-Spam Garantie: Maximal 1x / Woche - Abmeldung jederzeit möglich!

Melde dich jetzt an und erlebe die Bezirksschlagzeilen direkt aus erster Hand!


8.800+

@hietzing

2.800+

@hietzing_official

380+

@hietzing_official

...

@hietzing_at

Top