Wenn wir doch nur ein Meer hätten

Sicherlich wären die Menschen glücklicher, wenn Österreich am Meer liegen würde.

Länder, die am Meer liegen sind freier und toleranter, haben einen größeren Weitblick, das macht die Perspektive der Weite. Die Beruhigung des Meeresrauschens macht alle ausgeglichener. Österreicher müssen ans Meer fahren, für uns ist das glitzernde Blau nicht der Alltag. So sind wir dann eben nur urlaubstolerant und mit einem Urlaubsweitblick gesegnet, für ein, zwei Wochen im Jahr, das hält natürlich nicht lange an. Alle haben ein Meer nur wir nicht, ein paar Länder teilen unser Schicksal, die Tschechei zum Beispiel.
Deutschland hat ein Meer, Frankreich, Italien, Kroatien, Slowenien ein bisschen, Russland hat ein Meer und die USA und China und...
Allen geht es besser mit ihrem Meer, alle schlagen uns an Toleranz und Weitblick und Ausgeglichenheit.

Oder?

Das Meer hilft vielleicht doch nicht in allen Lebenslagen, sonst müsste die Welt doch ein anderes Gesicht haben. Wie weit wirkt das Meer ins Landesinnere? Sind also nur die KüstenbewohnerInnen ausgeglichener? Die Menschen auf den Philippinen haben viel Meer, zu viel.

Also das Meer macht nicht glücklicher, nicht automatisch, sicher nicht in Zeiten des Klimawandels und sicher auch nicht vorher. Wir fahren auf Urlaub ans Meer, im Sommer und im Winter. Unser Meer ist die stille See der Illusionen.

Und was Sind Ihre Gedanken zum Film?
„The Mirrored sea“ by LUMÍR HLADÍK


Die VHS Hietzing ist Teil des EU Projektes "Everybody is an Illiterate. How to know - how to learn". Es geht nicht nur um Analphabetismus im herkömmlichen Sinn. Jede/ jeder ist in einem Bereich eine Analphabetin, ein Analphabet. Können sie mit moderner Kunst nichts anfangen? Probieren sie es. Das Meer und der Film von LUMÍR HLADÍK sind nur einen Mausklick entfernt.

Robert Streibel, Historiker, Publizist, Direktor der Volkshochschule Hietzing