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Äthiopien: „Die Menschenhändler sind geschickter als wir“

Foto: Jugend Eine Welt

Provinzial P. Hailemariam Medhin und Bruder Cesare Bullo zu Besuch bei Jugend Eine Welt in Wien (von l. nach r.: Franz König, P. Hailemariam Medhin, Br. Cesare Bullo, Reinhard Heiserer)

Am 10. Dezember wird der Friedensnobelpreis an den äthiopischen Premierminister Abiy Ahmed übergeben. Bei einem Wienbesuch sprach Pater Hailemariam Medhin, Provinzial der Salesianer Don Boscos in Äthiopien, mit Jugend Eine Welt über aktuelle Herausforderungen im Land.

„Mit dem an Premierminister Ahmed verliehenen Friedensnobelpreis verbinden viele Menschen in Äthiopien große Hoffnung. Aber in der Praxis ist noch ein weiter Weg zu gehen. Am Wichtigsten ist der Frieden zwischen den Volksgruppen“, erklärte Pater Hailemariam Medhin im Gespräch mit Jugend Eine Welt. Der Provinzial der Salesianer Don Boscos in Äthiopien war diese Woche auf Besuch bei der österreichischen Hilfsorganisation. Begleitet wurde er von Bruder Cesare Bullo, der seit 44 Jahren in Äthiopien im Einsatz ist und seit zwei Jahrzehnten die von Jugend Eine Welt geförderten Hilfsprojekte vor Ort professionell begleitet. Die Salesianer sind in Äthiopien derzeit in fünf Regionen präsent und betreiben u.a. sechs Berufsschulen, 13 Jugendzentren, 13 Volks- und Sekundärschulen sowie zwei Straßenkinderzentren. Der Bedarf an qualitativen Bildungseinrichtungen ist riesig - rund 40 Prozent der Bevölkerung sind unter 15 Jahre alt.

Regierung schafft Arbeitsplätze
Positiv bewerteten die beiden Gäste, dass die äthiopische Regierung in jüngster Zeit verstärkt Initiativen gesetzt hat, um dringend benötigte Arbeitsplätze für junge Menschen zu schaffen, beispielsweise durch die Errichtung von Industriezonen und die Förderung von Unternehmensgründungen. Doch vom erklärten Ziel, ein Land mittleren Einkommens zu werden, sei Äthiopien noch meilenweit entfernt - nach wie vor würde viel zu viel importiert und zu wenig exportiert, die Kluft zwischen Arm und Reich werde immer größer. Ein großes Problem sei auch der Klimawandel. „Etwa 80 Prozent unserer Bevölkerung leben von Landwirtschaft und Viehzucht. Es trifft sie hart, wenn die Niederschlagszeiten sich gravierend verschieben oder der Regen ganz ausbleibt, wie das in den vergangenen Jahren immer wieder der Fall war“, sagte Pater Medhin. Die arme Bevölkerung leide zudem daran, dass Grundnahrungsmittel immer teurer würden, so habe sich der Preis von Mais seit Jahresbeginn in manchen Regionen mehr als verdoppelt.

Kampagne gegen Menschenhandel
Große Sorge macht den Salesianern auch das Problem des weit verbreiteten Menschenhandels. Äthiopien ist sowohl Ziel-, als auch Transit- und Ursprungsland illegaler Migration, insbesondere nach Saudi-Arabien und Südafrika. Im Rahmen der 2015 gestarteten Kampagne „Stopp dem Menschenhandel“ erreichten die Salesianer mithilfe von Theateraufführungen, Schulworkshops und TV-Beiträgen mehr als zwei Millionen Menschen mit der Warnung, nicht auf die lügnerischen Versprechen von Menschenhändlern hereinzufallen. Trotzdem sind sie überzeugt: „Die Menschenhändler sind geschickter als wir! Immer wieder gelingt es ihnen, naiven Jugendlichen einzureden, dass im Ausland gute Verdienstmöglichkeiten auf sie warten. Manchen erzählen sie sogar, dass Flugzeuge aus Europa kommen und sie in Libyen abholen würden. In Wirklichkeit erleben die meisten Migranten unsägliches Leid, Ausbeutung und Gewalt.“

Wichtigstes Anliegen der Jugend Eine Welt-Projektpartner ist es, jungen benachteiligten Menschen vor Ort eine qualitative Berufsausbildung zu ermöglichen. „Es ist keine Lösung, das Land zu verlassen“, ist Bruder Cesare Bullo überzeugt. „Viel besser ist es, hier zu bleiben und zu arbeiten. Und wenn sie unbedingt gehen wollen, sagen wir ihnen: geht zumindest nicht ohne Ausbildung.“

Zukunftspakt mit Afrika
Das wirtschaftlich aufstrebende Äthiopien ist Schwerpunktland der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit. „Wir wünschen uns von der neuen Bundesregierung eine substanzielle Erhöhung des Budgets für Entwicklungszusammenarbeit und auf europäischer Ebene den Einsatz für einen ambitionierten Zukunftspakt mit Afrika“, so Jugend Eine Welt-Geschäftsführer Reinhard Heiserer. „In Äthiopien sind Bildungs-, Ausbildungs- und Jobinitiativen ein Gebot der Stunde, um der jungen Bevölkerung Perspektiven vor Ort zu geben und die wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben. Denn Unternehmen brauchen zwar gut ausgebildete Arbeitskräfte, aber sie bauen keine Schulen.“ Wichtig sei zudem eine faire Handelspolitik, die Förderung kleinbäuerlicher, nachhaltiger Landwirtschaft und moderner Energieversorgung sowie der verstärkte Kampf gegen Menschenhandel.

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