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Die Zahl der „Kinderbräute“ steigt wieder an

Foto: JEW/BREADS

Eine Kinderhochzeit in Indien

Die Corona-Pandemie lässt die fragwürdige Tradition der Kinderehen wieder verstärkt aufleben.

„Mein Mädchen, mein Problem.“ Das befand ein indischer Vater, nachdem seine 12-jährige Tochter von zuhause geflüchtet war. Der Grund: Das Mädchen sollte nach dem Willen seiner Eltern verheiratet werden. Als Mitarbeiter einer Schutzeinrichtung für Kinder, in der das Mädchen nach seinem Reißaus betreut wurde, den Eltern erklärten, dass Kinderehen auch in Indien gesetzlich verboten sind, konnte die Heirat verhindert werden. Doch das Mädchen wurde von seiner Familie verstoßen.

Kinderheirat ist ein soziales Übel, dass sich trotz gesetzlicher Verbote und Aufklärungskampagnen offenbar nicht ausrotten lässt. Projektpartner der österreichischen Hilfsorganisation Jugend Eine Welt in Indien berichten, dass gerade die ökonomischen Auswirkungen der Corona-Pandemie diese mehr als fragwürdige Tradition wieder verstärkt aufleben lassen. „Familien sind derzeit wieder schnell bereit, ein Mädchen bereits im Kindesalter aus verschiedenen Gründen zu verheiraten“, schildert Pater Joy Nedumparambil, SDB, Direktor der Jugend Eine Welt-Partnerorganisation BREADS (Bangalore Rural Educational Development Society), die in den südindischen Bundesstaaten Karnataka und Kerala viele Hilfsprogramme für gefährdete junge Menschen koordiniert.

Wirtschaftliche Vorteile
Familien, die in Armut leben, sehen die Verheiratung der Töchter als ein Mittel an, um „die Zahl der im eigenen Haushalt zu ernährenden Mäuler zu reduzieren.“ Darin spiegle sich auch das althergebrachte Denken wieder, dass Mädchen eine Last für die Familie seien, derer man sich mithilfe der berüchtigten Mitgiftpraxis entledigen kann. Man erhofft sich also wirtschaftliche Vorteile durch die Familie des Bräutigams. Zugleich werden damit die Erziehungsverantwortung sowie die Kosten für Unterhalt und Ausbildung des Kindes abgegeben. Und die Angst vor der Scham, dass das Mädchen selbst eine romantische Beziehungen eingehen könnte und „durchbrennt“, fällt ebenso weg.

Andererseits sehen Eltern die Ehe als Institution an, die ihren Töchtern nicht nur soziale und wirtschaftliche Sicherheit bietet, sondern sie auch vor sexueller Gewalt schützt. Ein Trugschluss, wie die Realität leider oft genug beweist: nur wenige Mädchen haben das Glück, von ihrem mitunter deutlich älteren Mann und dessen Familie gut behandelt zu werden. Unter den Folgen einer so frühen Eheschließung leiden viele der Frauen oft lebenslang: Sie müssen ihren Schulbesuch vorzeitig abbrechen, haben wenig bis gar keine Chance auf eine qualifizierte Berufsausbildung, bleiben so häufig in wirtschaftlicher Abhängigkeit von ihrem Partner und haben ein höheres Risiko, Opfer von Missbrauch und häuslicher Gewalt zu werden.

Mehr Kinderehen befürchtet
„Durch die Corona-Pandemie sind die Fortschritte in nahezu allen für Kinder wichtigen Bereichen rückläufig", stellte Henrietta Fore, die Exekutivdirektorin des UN-Kinderhilfswerks UNICEF, jüngst fest. So steige die Zahl an armen, hungernden, unter Gewalt und verhinderten Schulbesuchen leidenden Kindern ebenso wieder an wie die Zahl jener, die in eine viel zu frühe Ehe gezwungen werden. War in den Jahren zuvor die weltweite Bekämpfung von Kinderehen durchaus erfolgreich, befürchtet UNICEF nun, dass bis Ende dieses Jahrzehnts zehn Millionen solcher Ehen zusätzlich geschlossen werden könnten. Schon vor dem Ausbruch der Pandemie seien 100 Millionen Mädchen dem Risiko einer Kinderheirat ausgesetzt gewesen. Zuletzt war der Anteil junger Frauen, die als Kinder verheiratet wurden, weltweit um 15 Prozent gesunken, von beinahe eine von vier auf eine von fünf. Schätzungsweise 650 Millionen der heute lebenden Mädchen und Frauen wurden bereits im Kindesalter verheiratet, etwa die Hälfte davon in den Ländern Bangladesch, Brasilien, Äthiopien, Indien und Nigeria.

Schutzzentrum für Mädchen
Diese negative Entwicklung beobachtet man auch bei BREADS. Dort wurden in den Jahren zuvor unter anderem mit viel Aufklärungsarbeit besonders in ländlichen Regionen sowie der Einrichtung von „Kinderrechteclubs“ (Schulkinder wachen selbst über drohende Kinderrechtsverletzungen in ihrer Umgebung) viele junge Mädchen vor einer Zwangsehe bewahrt. Eine Arbeit, die nun bedroht scheint. So hätten einige Familien die coronabedingten gesellschaftlichen Restriktionen (wie Schulschließungen) ausgenutzt, um hinter verschlossenen Türen Trauungen durchzuführen.

BREADS kämpft weiterhin mit allen Mitteln dagegen an. Im ebenfalls von Jugend Eine Welt unterstützten Don Bosco-Zentrum in Deodurga werden zum Beispiel gefährdete Mädchen ganz besonders betreut. „Unser gemeinsames Ziel ist es, Kinder und Jugendliche von Zwangsehen wie auch von missbräuchlicher Kinderarbeit zu befreien“, hält Jugend Eine Welt-Geschäftsführer Reinhard Heiserer abschließend fest.

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